Es gibt wohl kaum etwas, dass sich so lange hält wie ein Vorurteil. Je öfter ein Vorurteil von anderen oder von einem selbst wiederholt wird, desto mehr verfestigt es sich. Es scheint immer „wahrer“ zu werden. Das betrifft ebenso die Vorurteile gegen Bioprodukte.

Daher ist es kein Wunder, dass mir immer wieder mir die gleichen Vorurteile gegen Bioprodukte und (ökologische) Nachhaltigkeit begegnen. Meistens sind diese als Argumente verpackt, aber im Grunde handelt es sich um Vorurteile, die immer und immer wiederholt werden. Damit stehen sich die Menschen selbst im Weg etwas in ihrem Leben zu verändern.

Dabei ist diese Veränderung ganz einfach. Beim Einkaufen werden andere Kriterien angewendet. Statt „will ich das und ist es billig?“, gilt „brauche ich das und ist es nachhaltig?“.

Hier habe ich die gängigsten Vorurteile gegen Bioprodukte und Nachhaltigkeit, die mir immer wieder entgegen gehalten werden:

  1. Das ist teuer – ist nur was für Betuchte.
  2. Bio-Produkte sind Betrug – sind kein Bio.
  3. Das ist viel zu kompliziert.
  4. Da muss ich alles selber machen.
  5. Ich kann doch nichts bewirken.

Nach meiner Erfahrung ist keines davon zutreffend oder sollte uns von einer umweltbewussteren Lebensweise abhalten. Im Folgenden werde ich auf jedes dieser Vorurteile eingehen.

Vorurteil: „Bio ist teuer.“

Sind Bioprodukte wirklich teurer als herkömmliche Produkte?

Auf den ersten Blick sieht das tatsächlich so aus. Allerdings wird dabei oft ein Billigprodukt mit dem entsprechenden Bioprodukt verglichen. Natürlich kann man nicht so billig produzieren, wenn z.B. Gemüse biologisch angebaut  oder bei Milchprodukten und Fleisch auch auf artgerechte Tierhaltung und Ernährung geachtet wird.

Bioprodukte haben eine höhere Qualität als Billigprodukte. Daher sollte der Preisvergleich von Bio mit anderen hochwertigen Produkten geschehen. Dabei schneiden Bioprodukte gar nicht so schlecht ab. Man denke nur an die Preise von hochwertiger und/oder Markenkosmetik. Da ist z.B. ein Bio-Shampoo oder Bio-Creme nicht teurer. Außerdem schmecken viele Bio-Lebensmittel aromatischer, eben eine bessere Qualität.

Im Gegensatz zu dem Vorurteil „Bio ist teuer“, habe ich öfter die Erfahrung gemacht, dass Bio günstig ist. Da denke ich z.B. an unsere Bio-Kiste. Die Gemüse, Obst und Salat sind immer ganz frisch. Sie halten länger und wir haben so gut wie keinen Abfall. Wenn uns dann doch mal etwas fehlt und wir Gemüse etc. im Supermarkt kaufen, stellen wir oft fest, dass die Ware dort weniger frisch und die Salate kleiner sind. Für uns jedenfalls lohnt sich Bio und das nicht nur bei Lebensmitteln.

Ein anderer wichtiger Aspekt bei der Rechnung mit den Preisen sind die ökologischen Kosten. Ökologische Landwirtschaft schont die Natur. Dagegen schädigen Pestizide („Schädlings“vernichter) und Herbizide („Unkraut“vernichter) bei der herkömmlichen Landwirtschaft die Natur und die Monokultur laugt die Böden aus. Von der Verschmutzung des Grundwassers ganz zu schweigen. Langfristig werden wir alle die Kosten für diesen Raubbau an der Natur zahlen. Nachhaltigkeit ist eben auch gesamtwirtschaftlich von Vorteil.

Wenn du immer noch Bedenken hast, dass „Bio“ für dich zu teuer ist, dann schlage ich vor, es einfach mal auszuprobieren. Kaufe einige Wochen nur Bioprodukte und fange mit den Lebensmitteln an. Vielleicht wirst du feststellen, dass du dir das sehr wohl leisten kannst.

Ob es die Umstellung auf Bio- Lebensmittel, Waschmittel oder Kosmetik war, mit dieser schrittweisen Umstellung habe ich immer gute Erfahrungen gemacht. Ich habe es einfach ausprobiert und festgestellt, dass wir in einigen Bereichen mit der nachhaltigen Lebensweise sogar Geld sparen.

Vorurteile gegen Bioprodukte – Bio ist auch belastet. Das lässt sich nicht kontrollieren.

Das ist auch eines der Vorurteile, die immer und immer wiederholt werden.

Dabei werden Bioprodukte regelmäßig gerpüft.

Landwirte, die auf biologische Landwirtschaft umstellen, müssen einen längeren Umstellungsprozess durchlaufen, bevor sie ihre Erzeugnisse als „Bio“ verkaufen können.

Für Bioprodukte gibt es verschiedene Labels, die mehr oder weniger strenge Anforderungen stellen. Aber alle, die mir bekannt sind, grenzen sich deutlich von herkömmlich produzierten Produkten ab.

Selbst Bioprodukte mit dem EU Bio-Siegel, das immer wieder als zu schwach kritisiert wird, müssen sogenannte Mindeststandards erfüllen. Bei genauerem Hinsehen wird schnell der Unterschied zu herkömmlichen Produkten deutlich.

Dazu gehören der Verzicht auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel, artgerechte Tierhaltung (eine maximale Anzahl von Tieren pro Quadratmeter), Tierfutter aus biologischem Anbau, keine Gentechnik und mehr. Die Hersteller werden jährlich überprüft, ob sie die Standards einhalten.

Schon seit langem haben sich verschiedene Bio-Siegel etabliert. Für einen Einstieg in das Thema „Bio-Siegel“ kann ich diesen Artikel empfehlen: https://www.bund.net/massentierhaltung/haltungskennzeichnung/bio-siegel/

Dort findest du auch einen hilfreichen Überblick als Tabelle.

Auf jeden Fall sollte nun klar sein, dass Bioprodukte sehr wohl einen Unterschied machen und es Standards und auch regelmäßige Kontrollen gibt.

Vorurteile gegen Bioprodukte – „Das ist kompliziert.“

Also ich weiß wirklich nicht, was daran kompliziert ist Bio zu kaufen. Hier möchte ich zwei Beispiele dazu geben.

Bei den Lebensmitteln ist es einfach, denn Bio gibt es inzwischen in jedem Supermarkt. Obwohl die frischen Sachen dort oft nicht wirklich frisch sind. Aber das betrifft dort sowohl Bio- wie konventionell angebaute frische Lebensmittel.

Darum haben wir eine Bio-Kiste. Da werden uns wöchentlich Bio-Lebensmittel direkt nach Hause geliefert. Wir können auswählen, was und wie viel wir brauchen. Mehr über die Bio-Kiste habe ich berichtet in dem Artikel https://raempel.de/biokiste-natuerlich-und-gesund-essen/

Hier noch ein Beispiel: Bei dem Umstieg auf Öko-Waschmittel war ich überrascht, wie einfach das ist. Wir haben jetzt nur noch ein Waschpulver für Vollwäsche und farbige Sachen. Waschpulver ist übrigens im Verbrauch günstiger als Flüssigwaschmittel. Bei hartnäckigen Flecken werden diese vor dem Waschen mit etwas Gallseife eingerieben. Nur für ganz besondere Feinwäsche oder Daunenjacken oder Wollsachen verwenden wir noch ein Woll- und Feinwaschmittel. Aber das hält sehr lange, weil wir es kaum brauchen. Einen Weichspüler haben wir schon lange nicht mehr und vermissen diesen auch nicht.

Vorurteile gegen Bioprodukte – „Da muss ich alles selber machen.“

Tatsächlich gibt es einen enormen Trend zum selber machen. Dabei muss man nicht mehr selber machen als vorher, wenn man auf Bioprodukte umstellt.

Ich glaube eher, der Trend zum selber machen kommt daher, dass es Spaß macht und Erfolgserlebnisse gibt. Außerdem können wir beim Selber machen unsere Kreativität ausleben. Das können uns fertige Produkte nicht bieten.

Inzwischen gibt es fast alles auch als Bio-Produkt. Du musst kein Brot aus Bio-Mehl backen, sondern kannst es beim Bio-Bäcker kaufen. Es gibt sogar eine Menge Fertiggerichte als Bio-Produkt (was immer man davon halten mag).

Bei einem Umstieg auf Bio-Produkte musst du nicht mehr selber machen als vorher.

Vorurteil: „Ich kann doch nichts bewirken.“

Viele Menschen meinen, dass ihr Verhalten nichts ändern kann. Also machen sie immer so weiter wie bisher.

Diese Haltung, dass man selbst nichts bewirken kann, ist doch sehr fatalistisch. Außerdem ist sie eine Ausrede um in der eigenen Komfortzone zu bleiben, denn Veränderung erfordert sich in Bewegung zu setzen.

Jemand hat in diesem Zusammenhang mal zu mir gesagt: „Du kannst doch nicht die Welt retten.“

Natürlich kann ich nicht allein die Welt retten. Das kann keine/r von uns. Aber ich möchte so wenig wie möglich zur Zerstörung der Umwelt beitragen. Mit einer nachhaltigen Lebensweise kann ich in meiner nächsten Umgebung sehr wohl etwas bewirken. Und ich kann ein Zeichen setzen.

Außerdem denke ich dabei an die nächste Generation. Wir sollten ihnen eine intakte Umwelt hinterlassen.

Was tun mit den Vorurteilen gegen Bio?

Wenn du immer noch Bedenken gegen einen Umstieg auf Bioprodukte hast, kann ich nur empfehlen: Ausprobieren!!! Und natürlich: Lies‘ mal über die Bio-Siegel oder besuche mal einen nahe gelegenen Bio-Bauernhof.

Im Alltag diskutiere ich nicht mehr über „Bio“. Es ist mir zu mühsam geworden und ich habe den Eindruck, dass viele Menschen ihre Vorurteile gegen Bio behalten um Veränderung zu vermeiden.

Da zitiere ich gerne das Sprichwort:

„Wer etwas will, findet Wege.

Wer etwas nicht will, findet Gründe.“

Gehen wir also voran und finden neue Wege für eine lebenswerte Umwelt.