Nach zwei Indienreisen sollte unsere dritte Indienreise eine Pilgerreise auf Buddhas Spuren werden. Auch unsere ersten beiden Indienreisen hatten spirituelle Aspekte. So waren wir z. B. in Dharamsala (Dharamsala Norling House) und besuchten alte buddhistische Felsentempel in den Western Ghats.
Diese buddhistische Pilgerreise mit dem Zug war eine in jeder Hinsicht fantastische Erfahrung. Ich würde sie gerne noch einmal machen, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Warum sollte man die buddhistische Pilgerreise machen?
Im Mahaparinirvana-Sutra sagt der Buddha seinen Anhängern, dass sie Verdienst und eine gute Wiedergeburt erlangen können, wenn sie zu den Orten pilgern, an denen er geboren wurde – Lumbini –, die Erleuchtung erlangte – Bodhgaya –, zum ersten Mal lehrte – Sarnath – und das Nirvana erreichte – Kushinagar. Für Buddhist*innen ist diese buddhistische Pilgerreise ein Höhepunkt in ihrem Leben.
Aber auch uns und unsere Mitreisenden, die nicht Buddhist*innen sind, hat diese Pilgerreise enorm bereichert und inspiriert. Auf der Reise:
- bekommt man einen tiefen Einblick in das Leben und die Zeit des Buddha und in die Lehren des Buddhismus;
- wird alles, was diese Religion ausmacht, hautnah erlebt;
- besucht man sowohl Indien als auch Nepal, wo der Buddhismus Wurzeln geschlagen hat;
- besucht man historische Stätten und Ausgrabungsorte ehemaliger Klöster und buddhistischer Einrichtungen;
- erfährt man eine Lebensweise, die einen ruhiger, optimistischer und verständnisvoller gegenüber der Menschheit und Mutter Natur macht.
Buddhistische Pilgerreise mit dem Buddhist Circuit Tourist Train
Nachdem wir verschiedene Angebote von buddhistischen Pilgerreisen angesehen hatten, haben wir uns schließlich für den Buddhist Circuit Tourist Train entschieden. Der Buddhist Circuit Tourist Train ist ein Angebot der IRCTC (Indian Railway Catering & Tourism Corporation Ltd. des Ministry of Railways der Indischen Regierung).
Der buddhistische Touristenzug bringt einen zu den Orten aus dem Leben Buddhas und vermittelt den Reisenden eine Erfahrung aus erster Hand über das selbstdisziplinierte und legendäre Leben von Buddha.
Route des Buddhist Circuit Tourist Train
Der Zug nimmt die Pilger*innen mit auf eine 8-tägige Reise. Dabei fährt er alle Orte an, die einen bedeutenden Einfluss auf das Leben und die Lehren des Buddha hatten.
Die Reise beginnt am Safdarjung-Bahnhof, einem kleinen Bahnhof in Neu-Delhi. Dieser Bahnhof ist nicht sehr bekannt, und wir mussten mehrere Taxifahrer fragen, bis wir einen fanden, der uns zum Safdarjung-Bahnhof bringen konnte. Am Bahnhof wurden alle Reisenden nach dem „Check-in“ mit Tee, Kaffee und kleinen Snacks begrüßt. Während der Wartezeit bis zum Eintreffen des Zuges spielten mehrere Musiker auf traditionellen Instrumenten. So bekamen wir gleich eine gute Einstimmung und konnten erste Kontakte zu unseren Mitreisenden knüpfen.
Es würde zu viel werden, hier alle Stationen und Besichtigungspunkte der buddhistischen Pilgerreise aufzuzählen. Die kannst du im Detail auf der englischen Website des IRCTC (https://www.irctcbuddhisttrain.com/) nachlesen. Daher nenne ich nur einige Hauptorte, die wir besucht haben.
Sein Geburtsort Lumbini liegt in Nepal. Dafür wird in einen Reisebus umgestiegen, der uns zur indisch-nepalesischen Grenze bringt. In Nepal besuchen wir den heiligen Hain mit Salbäumen und den Mayadevi-Tempel, der der Mutter des Erleuchteten gewidmet ist.
Der Moment der Erleuchtung des Buddha, der für immer unter dem Maha-Bodhi-Baum in Bodhgaya verankert ist, nimmt einen wichtigen Platz auf der Reiseroute ein. Hier ist genug Zeit, um den zentralen Tempel zu umrunden und unter dem heiligen Bodhibaum zu meditieren. Hier siehst du viele Pilger*innen, die beten und meditieren. Einige haben sogar kleine Zelte aufgebaut und bleiben für mehrere Tage oder länger im heiligen Tempelbezirk in Bodhgaya.
Das Wissen über die Wechselfälle der Welt war ein Hauptanliegen Buddhas, und die Orte, die er in den Hügeln von Rajgir und in der Nähe der altehrwürdigen Universität von Nalanda aufsuchte, zeugen von der Verbreitung der Lehre Buddhas und dem Ansehen, das er schon zu Lebzeiten genoss. Auf diesen Stationen der Pilgerreise wandern wir auf einem befestigten Weg mit Stufen auf einen Berg, an den sich Buddha gerne zu längeren Meditationsphasen zurückzog. Auf den umliegenden Hügeln haben buddhistische aus verschiedenen Ländern Tempel erbaut.
In Nalanda besichtigen wir die Ausgrabungen der buddhistischen Universität, wo Tausende von Studenten nicht nur Buddhismus, sondern auch Mathematik, Physik und andere Fachbereiche studieren konnten. Dieses große Areal der ehemaligen Universität ist beeindruckend und zeugt davon, wie bedeutend der Buddhismus für Indien war.
Die Reiseroute bezieht auch Orte der ursprünglichen Predigt Buddhas mit ein und zeigt somit den Weg der buddhistischen Lehre, aus der verschiedene Formen, Sekten und Unterscheidungen hervorgingen. Dies sieht man in der ehrwürdigen Stätte Sarnath, in der Nähe von Varanasi, einem der ältesten Orte der indischen Kultur. Dort besucht man die Ashoka-Säule und das Mulagandha-Kuti-Vihar-Kloster.
Am Abend bringt uns ein Bus an die Ganges-Ghats von Varanasi. Dort gehen wir auf ein Boot und sehen auf der Bootsfahrt die Verbrennungsstätten und erleben das Lichtritual Aarti am Ganges, wo sich eine große Menschenmenge versammelt. Die Teilnahme am Aarti in Varanasi ist ein unvergessliches Erlebnis auf unserer Reise.
Schließlich gehört zur Reise auch der Besuch des Mahaparinirvana-Tempels in Kushinagar mit seinem liegenden Buddha, der die letzte irdische Ruheposition seiner göttlichen Seele darstellt. Hier verließ Buddha seinen Körper und ging ins Nirvana ein. Gemeinsam mit Buddhist*innen unserer Reisegruppe nahmen wir an einem Ritual teil, bei dem der Körper der liegenden Buddha-Statue mit einem Tuch bedeckt wird.
Einen tiefen Einblick in den Buddhismus gewinnt man auch beim Besuch in Sravasti, insbesondere im Jetavana-Kloster, wo Buddha regelmäßig predigte.
Als Sahnehäubchen macht der Reisezug auf der Rückfahrt nach Neu-Delhi in Agra Halt. So kann die Reisegruppe die Fahrt mit einem Besuch des berühmten Taj Mahal krönen.
Erfahrungen und Tipps für die Fahrt mit dem Buddhist Circuit Tourist Train
Buddhistische Pilgerreise – Fahrtkosten
Beim Fahrtpreis ist alles inklusive (alle Fahrstrecken, Eintrittspreise, alle Mahlzeiten, Hotelübernachtungen).
Informationen zu den aktuellen Preisen findest du auf der Website der IRCTC (Rates and Dates).
Bei solchen geführten Reisen ist es üblich, am Schluss den Reiseleitern, Busfahrern und anderem Personal ein Trinkgeld zu geben. Am besten sammelt man dafür von allen oder zumindest einer Gruppe zusammen und übergibt das Geld in einem Umschlag.
Buddhist Circuit Tourist Train – Reiseleitung und Zug-Team
Auf der buddhistischen Pilgerreise hatten wir einen 1A-Reiseführer, der Dozent an einer Universität ist und viele Hintergrundinformationen geben und Fragen beantworten konnte. Beim Besuch der buddhistischen Pilgerorte hat unser Reiseführer unser Wissen und Verständnis von Buddhas Leben und Lehre enorm vertieft.
Außer dem Reiseführer begleiteten einige Angestellte des IRCTC die gesamte Reise und waren immer ansprechbar bei Fragen oder Wünschen, wie auch das gesamte Zugpersonal äußerst freundlich und hilfsbereit war.
Buddhist Circuit Tourist Train – Essen und Trinken
Kurz und klar: Es ist für alles gesorgt, und die Köche haben uns mit köstlichem indischem Essen verwöhnt.
Der Zug hat einen Küchenwagen und einen Speisewagen. Gekocht wird indisch – und das sehr lecker. Außerdem gibt es z. B. neben dem indischen Frühstück auch Cornflakes. Überhaupt werden bei jeder Mahlzeit verschiedene, auch vegetarische Speisen zur Auswahl angeboten.
Für die Ausflüge bekommt man ein Essenspaket und Getränke, oder es wird ein Mittagsbuffet in einem Restaurant angeboten. Als eine Busfahrt mal länger dauerte als geplant, organisierte das Team der Reiseleitung für alle Reisenden ein Lunchpaket. Ich weiß nicht, wie sie das gemacht haben, aber wir hatten reichlich zu essen.
Buddhist Circuit Tourist Train – Unterbringung
Auf dieser buddhistischen Pilgerreise wohnt ihr im Zug und schlaft auch mehrere Nächte im Zugabteil. Es gibt verschiedene Zugabteile, z. B. für 2 Personen oder 4 Personen.
Wir hatten ein 2-Personenabteil mit 2 „Betten“ übereinander. Das Abteil ist recht klein, sodass wir unsere Koffer unter der unteren Liege unterbringen mussten. Außerdem hat das Abteil ein paar Haken für Jacken, einen kleinen Tisch und einen Abfalleimer. Auch ein Safe ist vorhanden für Wertsachen. Das Abteil wurde jeden Tag gereinigt, während wir auf Besichtigungstour waren.
Die Liegen sind ziemlich hart, und da der Zug nachts fährt, rüttelt und schüttelt es auch manchmal. Wir hatten uns nach der ersten Nacht daran gewöhnt und konnten relativ gut schlafen.
TIPP: Die Abteile sind klimatisiert, und die Klimaanlage könnte auf „eiskalt“ gestellt sein. Dadurch zieht es vor allem auf der oberen Liege sehr kalt. Wir haben uns gleich am Anfang eine zweite Bettdecke organisiert, was sich als sehr nützlich erwies. Die kann man auch als Unterlage verwenden und liegt so etwas weicher.
Zwischen den Nächten im Zug gehören auch ein paar Übernachtungen in Hotels zur Reise. Dafür sollte man eine kleine (Reise-)Tasche mitnehmen, in die nur das Nötigste für eine Nacht passt. Das Hauptgepäck bleibt im Zugabteil. Und keine Sorge, es wird gut bewacht. Überhaupt ist uns auf unseren Indienreisen noch nie etwas abhanden gekommen.
Englische Sprachkenntnisse
Für Reisen in Indien sollte man generell gute Englischkenntnisse haben, außer du reist mit einer deutschen Reiseleitung. Für die buddhistische Pilgerreise mit dem Buddhist Circuit Train ist Englisch unerlässlich. Das gesamte Personal und die Reiseleitung spricht Englisch und alle Führungen sind in Englisch. Am Anfang kann es ein bisschen dauern, bis du dich in die besondere Aussprache in Indien gewöhnt hast. Aber wir haben uns schnell “reingehört” und konnten uns mit allen gut unterhalten.
Umgang mit Bettler*innen
Das Thema “Bettler” und Armut in Indien würde allein schon einen Extra-Post geben. Daher möchte ich hierzu auf den Post https://www.die-indienreise.de/wissenswertes/bettler-arme-indien.php verweisen, der das Thema ausführlich und gut erklärt. Auf unserer Reise waren vor allem an den Pilgerstätten viele Bettler, sowohl Männer, als auch Frauen und Kinder. Da für buddhistische Pilger*innen diese Reise auch für das Karma gut sein soll, sind “gute Taten” in Form von “Geben und Teilen” selbstverständlich. An manchen Stellen sind sogar Geldwechsler, bei denen man größere Geldscheine in Kleingeld wechseln kann. Man mag dieses System, dass alle an den Pilger*innen verdienen, verschieden beurteilen. Fakt ist, dass es so existiert. Am besten du findest deinen eigenen Umgang damit. Wir haben immer eine bestimmte Menge Kleingeld dabeigehabt und diese verteilt, bis sie aufgebraucht war. Übrigens freuen sich Kinder auch oft über kleine Süßigkeiten. Das sind dann eher Kinder aus Nachbardörfern, nicht die Kinder, die aktiv zum Betteln geschickt werden.
Von einem persönlichen Erlebnis möchte ich noch berichten. In Bodhgaya saß ich eine Weile an dem Platz vor dem großen Tempel. Dort ist es sehr belebt, man sieht viele Menschen und Fahrzeuge und alle sind gleichzeitig unterwegs. Da war auch ein Mädchen, vielleicht 12 Jahre alt. Sie war behindert, konnte nicht gehen und rutschte buchstäblich zwischen all den Menschen und dem Trubel auf dem Boden herum. Ich wurde sehr traurig, als ich das beobachtete. Nach einiger Zeit kamen zwei andere Kinder zu dem Mädchen. Sie begrüßten sich voller Freude, umarmten sich gegenseitig, redeten, lachten und waren fröhlich zusammen. Um die Kinder herum ging der Trubel auf dem Platz weiter und außer mir schien das niemand beachtet zu haben. Aber ich sah das Mädchen nun mit anderen Augen. Wie andere Kinder lachte sie und war fröhlich mit ihren Freundinnen. Da erkannte ich, dass wir bei den armen Menschen immer nur die eine, traurige Seite sehen und damit einen wichtigen Teil ausblenden. Das hat mir zu Denken gegeben und meine Haltung und Gefühle verändert. Ich sehe nun nicht mehr nur den leidvollen Aspekt im Leben dieser Menschen, sondern, dass auch sie Freude und Glück erleben und ein Leben voller verschiedener Erfahrung haben.
Die buddhistische Pilgerreise mit dem Buddhist Circuit Tourist Train
Die Zugfahrt mit dem Buddhist Circuit Tourist Train war ein einmaliges Erlebnis für uns. Es hat einfach alles gepasst:
- Die Zugfahrt ist eine wunderbare und nachhaltige Art zu reisen;
- Der Besuch der Orte von Buddhas Leben;
- Die Informationen zu Buddha und der buddhistischen Lehre;
- Die friedliche, entspannte Atmosphäre während der Reise und die internationale Pilgergruppe;
- Die gute Reiseorganisation und das freundliche Team im Zug.
Ich würde diese Reise gerne noch einmal machen und hoffe, dass sich bald die Gelegenheit dazu ergibt.
Daher empfehle ich diese Zugreise allen, die Indien und den Buddhismus intensiv erfahren möchten.
P.S.: Der Artikel erscheint auch im Meditationsblog www.moonbird-meditation.de
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