Auf Reisen finden sich immer wieder kleine Auszeiten zum Pilgern. So fand ich schon vor einigen Jahren bei einem Aufenthalt in Bologna diesen angenehmen und herausragenden Pilgerweg zur Wallfahrtskirche Madonna di San Luca.

Angenehm, weil das Pilgern in Bologna auf diesem Weg (hin- und zurück) an einem Nachmittag bewältigen kann. Zudem ist der Weg „überdacht“ (s. unten), denn man geht weitestgehend unter Arkaden. Dies bietet Schutz vor Regen und Sonne.

Herausragend, denn der Weg ist zu einer Seite gesäumt von Fresken. Zur anderen Seite hat man Blick auf Bologna und die umliegende Landschaft.

Strecke: ca. 5 km (vom Stadtzentrum Piazza Maggiore) oder 3,7 km von der Porta Saragozza.

Gehzeit: ca. 1,5 Stunden

Höhenunterschied: ca. 200 m.

Den Weg bin ich schon zweimal gegangen. Das letzte Mal vor ca. 3 Jahren.

Wer den Weg abkürzen möchte, kann auch per Bus von Hauptbahnhof (Statione centrale) fast bis Porta Saragozza oder zum Meloncello (Linie 20) fahren.

Pilgern in Bologna – Piazza Maggiore zur Porta Saragozza

Unser Pilgern in Bologna beginnt an der Kathedrale San Pietro in der Via d‘ell Indipendenza. Unser Ziel ist die Wallfahrtskirche Madonna di San Luca. Sie liegt auf einem der Hügel, die Bologna umgeben. Ein ca. 3,5 km langer Bogengang verbindet sie mit dem Stadtzentrum. Somit folgen wir der Route auf der die Ikone von San Luca jedes Jahr in die Stadt und zurück getragen wird. Doch davon später.

Zunächst überqueren wir den großen Platz (Piazza Maggiore) mit dem Neptunbrunnen und stehen vor der Basilika San Petronio. Diese Kirche beeindruckt vor allem durch ihre Größe (Länge 132 m, Breite 60 m, Höhe des Gewölbes 45 m). Sie ist die fünftgrößte Kirche der Welt. Allerdings wurde ihre Fassade nie fertiggestellt und so sieht sie unvollendet aus.

Doch zurück zu unserem Pilgerweg. Weiter geht es links an der Basilika vorbei und geradeaus, bis wir auf die Via Farini stoßen. Hier biegen wir rechts ab. Die „Farini“ ist eine der ganz schicken Einkaufsstraßen Bolognas. Hier tummeln sich die teure Marken- und Designergeschäfte. Die Straße ist von Arkaden gesäumt, so dass wir unter den berühmten Bologneser Bogengängen wandeln. Besser als ein Schaufensterbummel passt es zum Pilgern zu den Decken der Arkaden hochzuschauen. In vielen sind noch die alten farbigen Malereien erhalten und gut gepflegt worden.

Bologna ist die Stadt der Bogengänge, die ca. 40 km der Straßen säumen. Und der Bogengang zur Wallfahrtskirche San Luca soll der längste der Welt sein.

Dann biegen wir die zweite Straße links ein in die Via Tagliapietre. Bei der nächsten Möglichkeit biegen wir nach rechts ab in die Via Urbana, die in die Via Saragozza übergeht.

pilgern in bologna saragozza torNun folgen wir der Via Saragozza bis zum gleichnamigen Stadttor.

 

 

 

 

Pilgern in Bologna – Porta Saragozza

Die Porta Saragozza ist eines der besterhaltenen alten Stadttore. Früher waren es einmal 12 Stadttore, von denen 10 bis heute erhalten sind. Die Porta Saragozza wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Später bekam sie den Namen „Heiliges Tor“, da die jährliche Prozession durch dieses Tor führte und bis heute führt. Das Tor wurde im 19. Jahrhundert erweitert und ausgebaut. Dadurch wurde die Porta Saragozza von einem Stadttor zu einem Brückengebäude mit Zinnen und Nebenbauten. Wenn man davorsteht, hat man den Eindruck von einer mittelalterlichen Burg. In den Räumen befindet sich heute ein Museum über die Geschichte der Madonna di San Luca.

Durch Porta Saragozza hindurch müssen wir die mehrspurige Ringstraße, die um das alte Stadtzentrum von Bologna führt, überqueren. Gegenüber führt uns die Straße weiter. Wir können sie gar nicht verfehlen.

Pilgern in Bologna – Meloncello bis San Luca

Weiter folgen wir der Straße. Plötzlich sehen wir vor uns einen großen gebogenen Durchgang, den Meloncello. Dieser Bogen wurde im 18. Jahrhundert von dem Architekten  Carlo Francesco Dotti erbaut. Sein Name begegnet einem in Bologna immer wieder. Der Meloncello teilt den Pilgerweg in zwei Hauptteile. Ursprünglich bestand der Weg von der Kathedrale bis zur Wallfahrtskirche aus 666 Bögen. Vom Meloncello sind es noch 366 Bögen, die mit Bildern der Mysterien geschmückt waren, von denen noch viele erhalten sind.

Der Bogengang (Portico di San Luca) wurde zwischen 1674 und 1739 mit Spenden der Einwohner der Stadt erbaut. Daher sind noch viele Namen der Spenderfamilien entlang des Weges zu lesen.

 

 

 

 

 

 

bologna stadtWährend dem Pilgern hinauf zu San Luca (so wird die Kirche auf dem Guardia Hügel kurz genannt) öffnet sich der Blick in die Landschaft. Gleichzeitig bleiben das städtische Treiben und der Lärm immer weiter zurück. Man spürt zunehmend Ruhe und Besinnlichkeit. Die Fresken der Mysterien in den Bögen lassen uns immer wieder anhalten, laden zum Betrachten und Nachdenken ein. Manchmal sind auch kleine Kapellen in den Bögen zu finden.

Neben dem Bogengang führt eine Straße hinauf. Mehrere Male im Jahr finden dort Radrennen und Motorsportrennen statt. Wir haben dort einmal ein Rennen von Oldtimern gesehen.

Oben ankommen, stehen wir vor der Wallfahrtskirche Madonna di San Luca. Viele Geschichten ranken sich im die Madonna und die Kirche. An Festtagen sieht man oft Pilgergruppen, die zur Kirche kommen.

Vor der Kirche ist ein weiter offener Platz mit Bänken. Dort können wir mit Blick auf die Berge um Bologna ausruhen. An der Seite der Kirche von San Luca steigen wir über einige Treppen auf eine Art Balkon. Von hier ist die Sicht auf den Vorplatz und die Landschaft noch besser.

Zurück geht es leichten Schrittes den Bogengang wieder hinab ins Stadtzentrum. Wer möchte, kann auch den Bus nehmen.

Pilgern in Bologna – Die Geschichte der Madonna di San Luca

Das Pilgern in Bologna zur Wallfahrtskirche der Madonna di San Luca hat einen lange Tradition.

Ein Pilger namens Theocles brachte im 12. Jahrhundert das Bild der Madonna mit Kind aus dem Osten mit und schenkte es dem Senat der Stadt. Vorher war das Bild jahrhundertelang in der Kirche Santa Sophia in Konstantinopel (kennen wir heute als Istanbul) aufbewahrt worden. Der Legende nach soll es vom Evangelisten Lukas gemalt worden sein. Schon bald baute eine Gruppe von Gläubigen eine kleine Kapelle für das Bild. Nach und nach wurde die Kapelle erweitert.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtete man die Kirche der Madonna di San Luca in ihrer heutigen Form. Den Auftrag bekam der Architekt Dotti. Es entstand eine große Wallfahrtskirche in der Form eines griechischen Kreuzes. Die Kirche hat eine riesige Kuppel, die von der ganzen Stadt aus gesehen werden kann.

Seit 1433 wird das Bild der Madonna jedes Jahr in einer großen Prozession in die Stadt getragen. Anlass waren im Sommer 1433 heftige Regenfälle, die die Ernte bedrohten. In ihrer Verzweiflung beschloss der Stadtrat, das Madonnenbild in die Stadt zu tragen und um ein Ende des Regens zu beten. Tatsächlich ließ der Regen nach.

Diese Prozession findet bis heute jedes Jahr statt. Der Termin wurde 1476 verlegt. So wird die Madonna in heutiger Zeit nicht mehr im Juli, sondern am fünften Sonntag nach Ostern in die Stadt hinabgetragen. An Christi Himmelfahrt wird das Bild wieder in die Kirche hinaufgetragen.

Zur Tradition der Madonna die San Luca befindet sich ein Museum in der Porta Saragozza.

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