­­Unsere letzte Tagesetappe auf dem Elisabethpfad bringt uns an unser Ziel Marburg und die Elisabethkirche.

Bisher führte unser Pilgerweg uns auf dem Elisabethpfad von Frankfurt – Marburg in 5 Etappen:

Etappe 1 des Elisabethpfad von der Dreiordenskirche in Frankfurt nach Oberursel, Hohe Mark, Etappe 2 von Oberursel nach Brandoberndorf, Etappe 3 von Brandoberndorf nach Wetzlar, Etappe 4 Wetzlar nach Hermannstein, Etappe 5 von Bieber nach Niederwalgern.

Elisabethpfad Etappe 6 –Niederwalgern bis Marburg

Die letzte Etappe unserer Wanderung auf dem Elisabethpfad ist nicht so lang (ca. 15 km). Das lässt uns Zeit für einige Sehenswürdigkeiten in Marburg (längst nicht für alle).

Elisabethpfad Niederwalgern KircheGleich an unserem Startpunkt in Niederwalgern fällt uns die romanische Wehrkirche (13. Jahrhundert) auf. Sie ist nicht nur die Kirche des Ortes, sondern bot den Menschen in früheren Zeiten auch Schutz vor Angriffen, wie man an den Abwehrmauern gut sehen kann. Weiter geht es ins Dorf Oberweimar.

 

 

 

Elisabethpfad oberweimar kirche

Die Martinskirche von Oberweimar – auch ein kleines Schmuckstück. Sie war bis 1227 die „Mutterkirche“ von Marburg. Marburg war damals selbst noch ein Dörfchen und gehörte zur Kirchengemeinde von Oberweimar. Wenn man den Ort und dann Marburg heute besucht, kann man sich kaum vorstellen, dass damals die Marburger nach Oberweimar in die Kirche gingen.

Hinter Oberweimar erwischt uns dann ein Regenguss mit eiskaltem Wind. Jetzt werden alle verfügbaren Kleidungsstücke ausgepackt und angezogen, sogar die Handschuhe kommen zum Einsatz – Regenjacken und –hosen sowieso. Zum Glück hört der Regen nach einer halben Stunde wieder auf und wir sind auch dem kalten Wind nicht mehr so stark ausgesetzt. Aber wir haben einen Geschmack davon bekommen, wie es Pilgern ergeht, die Tage mit Dauerregen erwischen (auweia).

Elisabethpfad marburgNun wandern wir noch ein paar Kilometer durch Wald und durchqueren den Ortsteil „Stadtwald“. Dann kommen wir durch den sogenannten „Heiligen Grund“ und entlang dem „Totenweg“ an den Rand von Marburg. Diese beiden Bezeichnungen stammen aus dem Mittelalter, als die Marburger noch zur Kirche nach Oberweimar gingen und auch die Toten auf diesem Weg zur Beerdigung nach Oberweimar gebracht werden mussten. Der „Heilige Grund“ ist heute eine Streuobstwiese mit seltenen Obstsorten, wie man auf den Info-Tafeln lesen kann. Wir machen am oberen Ende der Streuobstwiesen eine Rast und blicken über die Bäume nach Marburg mit dem Marburger Schloss, das die Stadt überragt.

Wir beschließen nicht den direkten Weg zur Elisabethkirche zu gehen, sondern einen Schlenker über das Marburger Schloss zu nehmen. Das lohnt sich wirklich! Den ersten Abstecher machen wir in die Pfarrkirche (Marienkirche) von Marburg. Sie liegt auf einer Terrasse direkt unterhalb des Schlosses. Hier sehen wir schon ein Glasfenster mit der Heiligen Elisabeth.

Weiter geht es hinauf zum Schloss. Vom Vorplatz werfen wir einen Blick über den zugegeben kleinen Weinberg und die Marienkirche. Beim Blick über sie Stadt fällt auf, dass sie ganz von Wald umgeben ist. Genau die richtige Gegend für Waldliebhaber. Wir durchqueren das Schloss und steigen auf der Rückseite hinunter in die Stadt bis zur Elisabethkirche, dem Ziel des Elisabethpfades.

elisabethpfad marburg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Elisabeth – Am Ende ihres Weges

Elisabethpfad marbrug ElisabethkircheIn der Elisabethkirche gibt es ein Bild der Heiligen Elisabeth, wo sie nach dem Tode ihres Mannes, des Landgrafen Ludwig, ihr Erbe – das „Witwengut“ – an die Armen und Kranken verteilt. Tatsächlich ließ Sie mit diesem Geld ein Hospital in Wehrda (heute ein Stadtteil von Marburg) bauen. Sie arbeitete dort selbst als Hospitalschwester bis zu ihrem Tode (1231) im Alter von 24 Jahren.

Welch ein Schritt, alles Geld wegzugeben! Elisabeth tat es aus Überzeugung und, weil sie gesehen hatte, dass ihr Reichtum auf der Armut und dem Leid anderer Menschen beruhte. Gleichzeitig muss sie in ihrem Glauben eine neue, innere Sicherheit gefunden haben, die offenbar stärker war als der materielle Reichtum.

Dieses Verteilen ihres Witwengutes (heute würden wir es als „Spenden“ bezeichnen) bedeutete nicht nur Verzicht auf ein bequemes Leben, sondern auch das Aufgeben von materieller Sicherheit. Wer von uns wäre bereit und würde es wagen, diesen Schritt zu tun? Und worin würden wir innere Sicherheit für unser Leben finden?

Vielleicht fangen wir mit kleineren Schritten an, üben das „Weggeben“ und „Teilen“. Denn jede Spende bedeutet Verzicht auf ein wenig eignen materiellen Reichtum und Sicherheit. Wir sollten das viel öfter tun und uns erinnern an Elisabeth, die alles gab für eine gerechtere Welt.

Die Elisabethkirche in Marburg

Elisabethpfad marburgFür die Besichtigung der Elisabethkirche lassen wir uns viel Zeit. Die Elisabethkirche (erbaut 1235 – 1283) ist die Grabkirche der Heiligen Elisabeth und wurde über ihrem Grab erbaut. Sie ist daher eine bedeutende Wallfahrtskirche. Gleichzeitig ist sie auch eine Ordenskirche der Deutschritter, die zu Hütern des Grabes bestellt waren. Außerdem befinden sich hier die Grabstätten der Hessischen Landgrafen. Daher ist die Elisabethkirche auch enorm groß. Wir sehen uns in Ruhe die einzelnen Bereiche der Kirche und natürlich besonders das Grab der Heiligen Elisabeth im nördlichen Seitenflügel und die Glasfenster mit Szenen aus ihrem Leben an. Es sehr gelungener Abschluss für unsere Pilgerreise auf dem Elisabethpfad. Und direkt an den Mauern der Elisabethkirche wächst an einer geschützten Stelle ein Rosenstrauch.

Elisabethpfad 6 – Rück- und Ausblick

Bedenkt man, dass wir schon das 7. Jahr (oder ist es schon das 8.?) an Pfingsten pilgern, dann hatten wir bisher ein Riesenglück mit dem Wetter. Das war unser erster Regen!

Bei den früheren Etappen steht an dieser Stelle immer: „Demnächst geht es hier weiter mit Etappe …“.

Nun sind wir aber am Ziel unseres Pilgerweges angekommen. Es ist ein gutes Gefühl angekommen zu sein, nachdem wir mehrere Jahre (wir wanderten jedes Jahr 2 Tage auf dem Elisabethpfad) dies Ziel vor uns hatten. Wie eine kleine Feier war der letzte gemeinsame Abend in Marburg. Doch ist mit dem Ankommen auch ein wenig Leere entstanden. Es erinnert mich an das Zitat von Konfuzius: Der Weg ist das Ziel. Am Ziel nun stellt sich die Frage: Wie wird es weitergehen? Welchen Weg werden wir als Nächstes begehen?