Schon lan­ge ist die Lie­ber­mann Vil­la und der Gar­ten in Ber­lin, Wann­see, kein Geheim­tipp mehr. Bei unse­rem Besuch dort im Som­mer 2022 waren der Gar­ten und die Kunst­aus­stel­lung in der alten Lie­ber­mann Vil­la gut besucht. Beson­ders die Ter­ras­se des klei­nen Cafés, die einen Blick in den Gar­ten bis hin­un­ter zum Wann­see bie­tet, war voll besetzt. Dank der gut durch­dach­ten Gar­ten­an­la­ge ver­teil­ten sich die Besucher*innen und wir ver­brach­ten eine inter­es­san­te und gleich­zei­tig erhol­sa­me Zeit.

Berühm­te Gär­ten – Lie­ber­mann Vil­la und Gar­ten – Kurz und knapp

Die Lie­ber­mann Vil­la war das Som­mer­haus des Malers Max Lie­ber­mann (1847 – 1935). Er gilt als einer der Vor­rei­ter der moder­nen Male­rei. Der Gar­ten der Lie­ber­mann Vil­la in der Colo­mier­st­as­se 3 hat mehr als 7.000 qm Flä­che. Er liegt direkt am Wann­see und ist ein wich­ti­ges Bei­spiel für die Reform­gär­ten (Was ein Reform­gar­ten ist wird wei­ter unten erklärt).

Der Ein­tritt kos­tet € 10,00 für Erwach­se­ne (Stand 2022).

Wer wir den Gar­ten und die Vil­la mit der Kunst­aus­stel­lung in Ruhe erkun­den möch­te und viel­leicht anschlie­ßend noch das Café Lie­ber­mann besu­chen, soll­te ca. 3 Stun­den dafür ein­pla­nen (ohne Hin- und Rückfahrt).

Berühmte Gärten, Villa Liebermann, Beispiel für Reformgarten

Berühm­te Gär­ten – Ein Besuch in der Vil­la Lie­ber­mann und dem Reformgarten

Anrei­se von Berlin-Mitte nach Wannsee

Nach eini­gen Tagen mit Besich­ti­gun­gen in Berlin-Mitte stand uns der Sinn nach mehr Natur und weni­ger Gedrän­ge. Da war der Besuch in der Vil­la Lie­ber­mann und vor allem der Auf­ent­halt im Gar­ten eine will­kom­me­ne Erholung.

Die Lie­ber­mann Vil­la ist mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln gut zu errei­chen. Etwas Zeit muss man sich für die Anrei­se schon neh­men. Dafür gibt es viel zu sehen. Zunächst fuh­ren wir von Ber­lin mit der S-Bahn bis zur Sta­ti­on Wann­see. Fast direkt vor dem Sta­ti­ons­ge­bäu­de fährt der Bus Nr. 114 bis zur Hal­te­stel­le „Lie­ber­mann Vil­la“. Der Ein­gang zum Liebermann-Museum ist nur ein paar Schrit­te ent­fernt. Auf der Fahrt mit dem Bus bekommt man schon einen Ein­druck von Wann­see mit den Vil­len und Gär­ten. Zum Glück wirkt die Gegend nicht abge­ho­ben und die meis­ten Grund­stü­cke ver­ste­cken sich nicht hin­ter hohen Sicher­heits­zäu­nen, Mau­ern und Toren, wie man das von ande­ren Wohn­ge­bie­ten der „Gut­si­tu­ier­ten“ kennt. Auf der Fahrt sahen wir eher ein gewach­se­nes Wohn­ge­biet mit Gär­ten, alten und neu­en Gebäu­den. Ab und an gibt’s sogar einen Blick auf den Wann­see. So ver­lief die Bus­fahrt ange­nehm und interessant.

Gemü­se­gar­ten und Staudengarten

Nach unse­rer Ankunft mach­ten wir zuerst einen Rund­gang durch den Gar­ten der Lie­ber­mann Vil­la. Das Grund­stück erstreckt sich von der Stras­se bis zum Ufer des Wann­sees und hat eine lang­ge­zo­ge­ne Form, die sich zum See­ufer hin verbreitert.

Zur Stras­se hin liegt zunächst der Gemü­se­gar­ten. Natür­lich muss­te ich unbe­dingt erkun­den, wel­che Gemü­se­ar­ten dort ange­pflanzt wer­den. Zwar hat der Gemü­se­gar­ten wie auch der gesam­te Gar­ten eine kla­re geo­me­tri­sche Auf­tei­lung, aber er wirkt kei­nes­wegs lang­wei­lig, son­dern ist natur­nah bepflanzt mit einer bun­ten Mischung von Gemü­se­ar­ten, Kräu­tern und eini­gen Obstbäumen.

An den Gemü­se­gar­ten schließt sich der Stau­den­gar­ten mit ver­schie­den­far­bi­gen Blu­men an. Es folgt ein Ensem­ble an Büschen und Bäu­men, die das Haupt­ge­bäu­de einrahmen.

Lie­ber­mann Vil­la – Erho­lung und Natur

Villa Liebermann, Berlin WannseeEin Fuß­weg führt links an der Vil­la vor­bei in den gro­ßen Haupt­teil des Lie­ber­mann Gar­tens. Die­ser Haupt­teil war ein­deu­tig für die Erho­lung der Fami­lie gedacht. Auch wir, die heu­ti­gen Besucher*innen, fin­den hier Erho­lung und Ruhe.

Zunächst kommt man durch 3 mit Hecken abge­teil­te recht­ecki­ge Gar­ten­be­rei­che. Jeder die­ser 3 klei­nen Gär­ten hat einen eige­nen Cha­rak­ter, ein Bereich mit Lin­den, ein Rosen­gar­ten und einem ova­lem Beet. Obwohl von der Flä­che her recht klein, bil­det jeder die­ser 3 Gär­ten ein klei­nes, ein­zig­ar­ti­ges „Gar­ten­uni­ver­sum“. Ich stell­te mir vor, wie ich mir je nach Jah­res­zeit und Stim­mung einen pas­sen­den Platz aus­su­chen wür­de, mal mit einem Buch, mal ein­fach nur zum Schau­en und Genie­ßen oder auf einen Plausch mit einer Freundin/einem Freund.

Den bes­ten Über­blick über den wei­ten Gar­ten­teil mit der gro­ßen Rasen­flä­che bekommt man von der Ter­ras­se der Vil­la aus. Im Vor­der­grund ist ein Blu­men­beet und dahin­ter wei­tet sich der Blick über eine lan­ge Rasen­flä­che bis zum See­ufer. Auf der rech­ten Sei­te ist die Rasen­flä­che durch Bäu­me begrenzt, von denen sich eini­ge Bir­ken in die Rasen­flä­che anschei­nend ganz natür­lich hin­ein­ge­wach­sen sind. Aber wie jeder Teil des Gar­tens wur­de auch die­ser Bereich bewusst gestal­tet und gepflanzt. Den­noch hat man den Ein­druck dort an einem natür­li­chen Wald­rand ent­lang zu gehen.

Am Ufer des Wannsees

Villa Liebermann, Berlin Wannsee, GartenAm Ende geht der Gar­ten ins See­ufer über. Die Bän­ke mit Blick auf den Wann­see waren – wie nicht anders zu erwar­ten – schon besetzt. Dafür ent­deck­ten wir ein anders High­light. Hin­ter einer Trau­er­wei­de mit tief her­ab­hän­gen­den Ästen führt ein Steg auf eine Platt­form über dem See. Sicher hat­te die Fami­lie hier frü­her ein klei­nes Ruder­boot für Fahr­ten auf dem See liegen.

Von dort aus sieht man über den Wann­see. Boo­te fah­ren vor­bei und lin­ker­hand am gegen­über­lie­gen­den Ufer kann man die gro­ße Bade­an­stalt mit ihrem Sand­strand sehen. Selbst aus der Fer­ne wirkt sie rie­sig, als könn­te ganz Ber­lin dort baden gehen.

Rück­bli­ckend wür­de ich sagen, dass der Bereich auf dem Steg am See­ufer und der Rück­weg durch die Bir­ken­bäu­me mei­ne per­sön­li­chen Lieb­lings­plät­ze im Lie­ber­mann Gar­ten sind. Hier war für mich der male­ri­sche Aspekt beson­ders sichtbar.

Aber die­ser Gar­ten hat so vie­le ver­schie­de­ne Ecken und Blick­ach­sen, dass es schwer ist zu sagen, wel­ches nun der schöns­te Platz ist.

Muse­um und Café

Natür­lich besich­tig­ten wir auch die Kunst­aus­stel­lung in der Vil­la selbst. Dort sind Wer­ke von Max Lie­ber­mann und ande­ren Künstler*innen sei­ner Zeit aus­ge­stellt. Immer wie­der sahen wir Bil­der, die in der Vil­la und im Gar­ten ent­stan­den sind.

Zum Abschluss gab‘s noch Kaf­fee im Café Lie­ber­mann. Hier ist Selbst­be­die­nung ange­sagt und wir hat­ten Glück und konn­ten noch einen Platz auf der Ter­ras­se ergat­tern. Der Kuchen ist übri­gens sehr gut.

Damit ging unser Besuch in der Vil­la Lie­ber­mann zu Ende. Wie schon auf dem Hin­weg fuh­ren wir mit Bus und S-Bahn zurück ins geschäf­ti­ge Ber­lin. Aber nun gut erholt und ent­spannt nach einem Tag am Wannsee.

Lie­ber­mann Vil­la – Was ist ein Reformgarten?

Bis zum Ende des 19. Jahr­hun­derts ent­spra­chen Park- und Gar­ten­an­la­gen dem Vor­bild der eng­li­schen Gär­ten. Dort woll­te man spa­zie­ren gehen (oder auch aus­rei­ten) und vom Weg oder einer Bank aus die Natur betrachten.

Mit der Ver­städ­te­rung und Indus­tria­li­sie­rung änder­ten sich zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts auch Geschmack und Frei­zeit­be­dürf­nis­se der Men­schen. Dies führ­te zu Ver­än­de­run­gen bei der Gartengestaltung.

Das 20. Jahr­hun­dert brach­te tief­grei­fen­de Ver­än­de­run­gen in der Lebens­welt der Men­schen. Mit der Ver­städ­te­rung wur­den die Grund­stü­cke klei­ner. Gleich­zei­tig such­ten die Men­schen Erfri­schung und Erho­lung in der Natur. Um den neu­en Bedürf­nis­sen beim Auf­ent­halt in der Natur ent­ge­gen­zu­kom­men, ent­stan­den die soge­nann­ten Reformgärten.

Der Gar­ten war nun kein Park zum Spa­zie­ren­ge­hen mehr, son­dern bot Raum für ver­schie­dens­te Akti­vi­tä­ten für Groß und Klein von Erho­lung bis zum Sport.

Typisch für den Reform­gar­ten sind gro­ße Rasen­flä­chen zum Spie­len und Pick­ni­cken sowie die geo­me­tri­sche Auf­tei­lung in klei­ne­re Gar­ten­räu­me. Die­se „Räu­me“ sind durch Hecken oder Bäu­me geschützt und bil­den somit pri­va­te Rückzugsmöglichkeiten.

Vie­le wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum The­ma Reform­gär­ten mit Bil­dern, ver­schie­de­nen Gar­ten­plä­nen uvm. bie­tet das Buch „Neue Gärten“.

Info und Kauf: Neue Gär­ten – Gar­ten­kunst zwi­schen Jugend­stil und Moder­ne*

*Affi­lia­te Link

Berühm­te Gär­ten – Die Geschich­te der Lie­ber­mann Villa

Auf der Suche nach einem Ort zur Erho­lung vom Ber­li­ner Stadt­le­ben erwarb der Maler, Max Lie­ber­mann, ein Grund­stück am Wann­see. Dort ließ er 1909 ein Som­mer­haus für sich und sei­ne Fami­lie bau­en, die Vil­la Liebermann.

Gemein­sam mit Alfred Licht­wark, Gar­ten­theo­re­ti­ker und Direk­tor der Ham­bur­ger Kunst­hal­le, ent­warf Lie­ber­mann die Gestal­tung für den Gar­ten. Bis 1935 ver­brach­te die Fami­lie regel­mä­ßig den Som­mer dort, wo mehr als 200 Bil­der des Malers entstanden.

Max Lie­ber­mann, der als Künst­ler hoch­ge­schätzt und ab 1927 sogar Ehren­bür­ger von Ber­lin war, wur­de mit der Macht­er­grei­fung der Natio­nal­so­zia­lis­ten 1933 als Jude und wegen sei­ner Kunst aus der Kunst­sze­ne aus­ge­schlos­sen und geäch­tet. Er starb 1935 ein­sam in Berlin.

Nach­dem sei­ne Wit­we 1940 gezwun­gen war die Vil­la samt Grund­stück zu ver­kau­fen, wur­de sie von den nach­fol­gen­den Besit­zern mal als Aus­bil­dungs­ort, als Kran­ken­haus und schließ­lich als Ver­eins­haus eines Tauch­clubs genutzt. Im Lau­fe von ca. 60 Jah­ren wur­den Vil­la und Gar­ten von den jewei­li­gen Nut­zern stark ver­än­dert und vernachlässigt.

Nach ihrer Grün­dung im Jahr 1995 gelang es der Max-Liebermann-Gesellschaft, dass die Lie­ber­mann Vil­la samt Gar­ten unter Denk­mal­schutz gestellt wur­den. In den fol­gen­den Jah­ren wur­de das Gebäu­de reno­viert und der Gar­ten in sei­ner ursprüng­li­chen Form wie­der her­ge­stellt. All dies wur­de ohne öffent­li­che Zuwen­dun­gen erreicht nur durch Spen­den, Mit­glieds­bei­trä­ge und unend­lich viel ehren­amt­li­che Mitarbeit.

Seit 2006 sind die Vil­la Lie­ber­mann und Gar­ten für Besu­cher geöff­net. Außer­dem fin­den wech­seln­de Aus­stel­lun­gen und Ver­an­stal­tun­gen statt.

Mein Fazit zum Besuch der Vil­la Lie­ber­mann und Garten

Einen Besuch dort kann ich allen Kunst­in­ter­es­sier­ten nur emp­feh­len. Und auch Gar­ten­fans kom­men hier auf ihre Kos­ten. Der Gar­ten ist ein Genuss und über­all ist der „Maler­blick“ in der Anla­ge des Gar­tens sicht­bar. Die Aus­stel­lung in der Vil­la gibt einen Ein­druck vom Schaf­fen des Malers, Max Lie­ber­mann. Die Lage im Gar­ten am Wann­see machen die Kunst­aus­stel­lung zu einem beson­de­ren Erlebnis.