Eine Gelegenheit zu einem Besuch in Bad Pyrmont sollte man sich nicht entgehen lassen. Denn diese Kurstadt mit ihrem großen Kurpark, Alleen und alten Villen lädt zum Flanieren und entspannen ein (nette, gute Restaurants gibt es auch). Das besondere Highlight ist der Palmengarten von Bad Pyrmont.
Während man bei Palmengarten sich meist große, verglaste Gewächshäuser vorstellt, befindet sich hier Nordeuropas größte Palmenfreianlage. Im Palmengarten von Bad Pyrmont kann man im Freien auf einer Fläche von 5000 qm zwischen Palmen und anderen subtropischen und auch tropischen Pflanzen spazieren gehen. Oder man genießt die südländische Atmosphäre ganz in Ruhe auf einer der vielen Bänke.
Der Palmengarten von Bad Pyrmont – Die Pflanzen
Insgesamt bietet der Palmengarten im Freien über 500 Kübelpflanzen. Die älteste Palme ist über 300 Jahre alt und hat sogar einen Namen: „Leo“. Doch nicht nur Palmen, auch Hibiskus, Trompetenblumen, Strelitzien, Bananenstauden und andere südländische Pflanzen stehen hier. Man fühlt sich an einen Ort am Mittelmeer versetzt.
Dazu werden im Frühling 30.000 Frühjahrsblumen und zum Sommer 20.000 Sommerblumen gepflanzt.
Natürlich fragten wir uns, wie die Plamen den Winter überstehen. Denn die Palmen und andere Pflanzen sind in diesem Klima nicht winterhart. Dafür hat Bad Pyrmont große und hohe Gewächshäuser. Bei einem Spaziergang rund um den Kurpark haben wir diese Gewächshäuser gesehen und waren von deren Größe beeindruckt.
Von April bis Oktober stehen die Palmen im Freien. Im Oktober werden sie in den Kübeln in die Gewächshäuser gebracht, wo sie überwintern. So können Besucher*innen im Sommer draußen im Palmengarten spazieren. Während der Wintermonate werden Führungen durch die Gewächshäuser angeboten.
Der Palmengarten von Bad Pyrmont – Geschichte und Geschichten
Die ersten Palmen kamen 1913 in den Kurpark von Bad Pyrmont. Doch seine Wurzeln gehen weiter zurück. Zwei Direktoren des Gartens prägten das heutige Bild von Kurpark und Palmengarten. Wie zu damaliger Zeit üblich wurden sie jeweils vom Fürsten, hier vom Fürst zu Waldeck-Pyrmont, berufen bzw. mit der Gestaltung des Kurparks beauftragt.
So kam Julius Trip (1857 – 1907) im Jahr 1903 nach Bad Pyrmont. Vorher hatte er als Gartendirektor die Grünanlagen in der Stadt Hannover gestaltet. In Bad Pyrmont ging er an die Planung des Minigolfplatzes, der Tennisplätze, der Malerteiche und der sogenannten „Französischen Anlagen“, dem Vorläufer des Palmengartens.
Allerdings konnte er seine Pläne nur teilweise umsetzen. Denn er starb unerwartet 1907.
Nach Julius Trip wurde der Landschaftsgärtner, Werner Dirks zum Gartendirektor berufen. Als Sohn eines Landschaftsgärtners hatte er eine gärtnerische Ausbildung absolviert und anschließend Landschaftsmalerei studiert. In den folgenden Jahren setzte er neue Akzente bei der Planung des Parks.
Wie der Palmengarten entstand
Die ersten 12 Palmen hatte Werner Dirks bei einer seiner Reisen in Italien bestellt. Das war im Jahr 1913, als die großen Phönix-Dattelpalmen geliefert wurden, eine Sensation.
Wer hätte gedacht, dass gerade während des 1. Weltkriegs der Palmengarten von Bad Pyrmont viele neue Palmen erhielt. Aufgrund der Kohleknappheit hatten Privatbesitzer von Palmen Schwierigkeiten ihre Gewächshäuser zu beheizen. Daher gab es für Werner Dirks Gelegenheit, viele weitere Palmen und andere tropische Pflanzen zu erwerben.
Bei der Gestaltung kam sein „Malerblick“ Werner Dirks zu Gute. So hat man noch heute beim Herumschlendern immer wieder neue Blicke und Perspektiven. Alle Elemente, z.B. die Umrandung der runden Springbrunnen, die freistehenden Säulen, ergänzen einander und geben dem Palmengarten von Bad Pyrmont einem südländischen Flair.
Der Palmengarten von Bad Pyrmont heute
Auch in 1990er und 2000er Jahren wurde an der Gestaltung des Palmengartens gearbeitet. So wurde eine Zypressenallee gepflanzt, die gut zu dem südländischen Charakter passt.
In der Mitte öffnet sich der Blick auf Blumenbeete und Springbrunnen.
Auf der Westseite stehen unzählige Palmen bis hin zum Schlossgraben. Hier kann man auf einem breiten Weg entlangschlendern und hat zur einen Seite die Palmen und zu anderen den Blick auf den Schlossgraben. Dieser ist aber kein üblicher schmaler Graben, sondern breit wie ein Teich, so dass schon der Blick auf das Wasser an heißen Tagen erfrischend wirkt.
Da immer wieder weitere Palmen hinzukamen, musste der Palmengarten neu geordnet werden. Heute stehen auch am Musikplatz im Kurpark Palmen und rahmen diesen ein.
Alles in allem kann ich sagen, dass der Besuch im Palmengarten von Bad Pyrmont ein ganz besonderes Erlebnis war. Wir hatten viel zu sehen und entdecken und gleichzeitig fühlten wir uns erholt und erfrischt.
Wenn Du andere berühmte Gärten kennen lernen möchtest, findest du einige hier beschrieben:
Der Schmetterlingsgarten von Sayn
Der Rosengarten in Baden-Baden
Meran – Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff
London – Primerose Hill und Regents Park
Indien – Norbulingka in Dharamsala