„Biografie einer Eiche“ oder „The Oak Papers“, wie das Buch im englischen Originaltitel heißt, ist die Naturbeobachtung und Annäherung an eine 800-jährige Eiche.

Der Autor, James Canton, hat ein einfühlsames Buch und hervorragendes Beispiel für Nature Writing geschaffen.

Titel: Biografie einer Eiche

Untertitel: Was alte Bäume uns lehren (wenn wir nur langsam genug zuhören)

Autor: James Canton

ISBN: 978-3-8321-8003-4

Umfang: 204 Seiten

Erschienen 2021, Dumont Buchverlag

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

Inhalt: Biografie einer Eiche

  • Das Buch erzählt von einer Annäherung an „die Eiche“. Über den Zeitraum von zwei Jahren beobachtete James Canton eine 800-jährige Eiche. Die Honywood-Eiche ist benannt nach dem früheren Besitzer des Landgutes in England. Regelmäßig besuchte der Autor diesen Baum und später auch zwei andere 300 Jahre alte Eichen. Vom Prozess der Beobachtung, des Kennenlernens und seinen Erlebnissen erzählt er in seinen Tagebuchnotizen. Paralell sucht er nach Erklärungen für die Faszination und mythische Bedeutung, die Eichen auf uns Menschen in der Vergangenheit hatten und bis heute haben. Er trifft sich mit Förstern, Schreinern und anderen, die mit Bäumen und Holz arbeiten. Über die emotionalen Erlebnisse spricht er mit einem Psychologen. Außerdem forscht er in Literatur und Geschichtsbüchern über die Bedeutung von Eichen für uns Menschen. Dabei findet er Geschichten über Druiden, Waldnymphen und mehr. All dies fließt in seine Tagebuchnotizen ein. Daraus entsteht eine Entwicklung, die den Autor auch innerlich verwandelt.

Das Leben mit einer Eiche – Die Kapitel

  • Kapitel: Anfänge – erzählt vom Anlass und dem ersten Besuch bei der Honywood-Eiche.
  • Kapitel: Die Eiche sehen – berichtet von ersten Phase des Kennenlernens dieses mächtigen alten Baumes. In diesem Teil erzählt Canton von dem Baum selbst, beschreibt sein Aussehen. Aber er lernt schnell, dass die alte Eiche ein ganzes Ökosystem ist. Denn hunderte von Lebewesen (Tiere und auch Pflanzen) haben in der Eiche ihren Lebensraum.
  • Kapitel: Die Eiche verstehen – Mit der Zeit beschäftigt sich Canton immer intensiver mit der Eiche. Dafür beobachtet er seine eigenen Gefühle, wenn er sich bei der Eiche aufhält. Gleichzeitig beginnt er in der Literatur über Eichen und das Verhältnis von Menschen zu Eichen zu lesen. Und er besucht Menschen, die durch ihren Beruf einen engen Bezug zu Bäumen und/oder Holz haben. Dazu gehören Förster, Holzarbeiter und Möbelbauer. Canton berichtet von der beruhigenden Wirkung, die er während der Zeit bei der Eiche erfährt. Während er Zeit mit der Eiche verbringt, fallen Stress und Sorgen des Alltags von ihm ab. Daher beschäftigt ihn die Frage: „Wie kommt es, dass wir – ich oder jemand anders – uns ruhiger und glücklicher fühlen, wenn wir in oder neben in einer Eiche sitzen?“
  • Kapitel: Mit Eichen leben – Der Autor verbindet in diesem Kapitel seine Erfahrungen mit Gesprächen mit Historiker*innen, Wissenschaftler*innen und einem Psychologen. Während er unter oder auch in der Eiche sitzt, verändert sich sein inneres Erleben. Inzwischen besucht Canton auch regelmäßig zwei andere 300-jährige Eichen und lernt diese speziellen Exemplare kennen und schätzen.

Mein Fazit:

Die Biografie einer Eiche gehört zum Genre des Nature Writing. Beim Lesen habe ich festgestellt wie ein Teil der Entspannung und Ruhe, die Canton in seinem Buch beschreibt, auch auf mich übergingen. Es ist ein ruhiges und intensives Buch. „Ruhig“ in der allmählich sich aufbauenden Annäherung an die Eiche. „Intensiv“ in der Nähe, die zur Eiche erzeugt wird und im inneren Erleben des Autors. Schritt für Schritt nimmt der Autor uns Lesende mit, die Eiche kennen und schätzen zu lernen.

Mit der detailgetreuen Beschreibung seiner Naturbeobachtung der Eiche und des ökologischen Umfeldes kann man die Geräusche der Blätter, den Vogelgesang und die Tierrufe hören. Je nach Jahreszeit steigt ein Geruch von Frische, Blütenduft oder erdigem Laub auf.

Im Verlaufe des Buches beschäftigt Canton sich immer mehr mit der Frage nach der besonderen Verbindung von Mensch und Eiche. Zunächst geht es zum einen um die beruhigende Wirkung, die die Eiche auf ihn hat. Hierzu finde ich die Antwort seines Gesprächspartners Stephen (Kapitel: Mit Eichen leben) besonders treffend: „Man sieht immer mehr. Und dann vergisst man sich selbst. Schließlich findet man heraus, wer man ist.“ Das hat mich an eine Baummeditation erinnert.

Gestolpert bin ich über den deutschen Titel „Biografie einer Eiche“. Nach dem Lesen des Buches finde ich den englischen Originaltitel „The Oak Papers“ treffender. Bei einer Biografie erwarte ich eine Lebensbeschreibung hier der Eiche. Zwar wird die Geschichte der Honywood-Eiche im Buch behandelt, aber es geht weit darüber hinaus. Daher wird der umfassendere Begriff „Papers“ (=Papiere, Beiträge oder eine Sammlung derselben) dem Buch eher gerecht.

Insgesamt ist die „Biografie einer Eiche“ ein Buch zum Eintauchen in die Welt der Bäume. Die genauen Naturbeobachtungen nehmen alle Sinne mit und die Überlegungen und Nachforschungen haben eine meditative Wirkung auf uns Lesende.

Meine Empfehlung: Nimm dir Zeit für dieses Buch und spüre deinen eigenen Reaktionen und Gedanken nach. Wahrscheinlich wirst du dann selbst losgehen wollen um dich unter einen Baum zu setzen.

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