Das Buch „Geschich­te unse­rer Umwelt“ führt Leser auf ver­ständ­li­che Wei­se in das kom­ple­xe Fach­ge­biet der Umwelt­ge­schich­te ein und schärft den Blick für die Zusam­men­hän­ge zwi­schen Wir­ken und Moti­ven des Men­schen und unse­rer Umwelt.

Das Buch wur­de zum Wis­sen­schafts­buch des Jah­res 2015 ausgewählt.

Titel: Geschich­te unse­rer Umwelt

Unter­ti­tel: 60 Rei­sen durch die Zeit

Autoren: Vere­na Wini­war­ter, Hans-Rudolf Bork

2014, Theiss Ver­lag im WBG (Wis­sen­schaft­li­che Buch­ge­sell­schaft, Darmstadt

ISBN 978-3-8062-3199-1

Vie­len Dank an den Ver­lag für das Rezensionsexemplar.

Inhalt – Umwelt­ge­schich­te in 60 Zeit­rei­sen miterleben

Zu Beginn gibt das Kapi­tel „Zeit­rei­se­füh­rer“ eine Ein­füh­rung in das The­ma „Umwelt­ge­schich­te“ und den Auf­bau des Buches.

60 „Rei­sen“ füh­ren uns bei­spiel­haft durch die Geschich­te unse­rer Umwelt und zeu­gen von der Wech­sel­wir­kung Mensch und Natur. Lesend rei­sen wir in ver­schie­de­ne Zei­ten (vom Beginn des Acker­baus, in vor­christ­li­che Zei­ten, ins römi­sche Impe­ri­um, das Mit­tel­al­ter, die vor­in­dus­tri­el­le Zeit bis ins 20. und 21. Jahr­hun­dert) und zu ver­schie­de­nen Orten auf allen Kon­ti­nen­ten. Jedes Kapi­tel berich­tet auf 2 Sei­ten von einer Rei­se in die Umwelt­ge­schich­te unse­res Pla­ne­ten. Das Buch ist nicht etwa his­to­risch oder geo­gra­fisch geglie­dert, son­dern the­ma­tisch:

  • Leben mit der Dyna­mik der Natur (des Was­ser, des Windes …)
  • Mensch und Natur in Agrargesellschaften
  • Trans­port, Han­del und Umwelt
  • Kolo­nia­le Wirt­schaft und Umwelt
  • Die vie­len Gesich­ter der indus­tri­el­len Lebensweise
  • Natur und Politik

Den Abschluss bil­det das Kapi­tel „Auf dem Weg zur vor­sor­gen­den Gesellschaft“.

Für jeden Abschnitt gibt es eine Ein­füh­rung, die das Anlie­gen des Kapi­tels beschreibt und einen Aus­blick auf die kom­men­den „Zeit­rei­sen“ gibt.

Zahl­rei­se Farb­fo­tos und Abbil­dun­gen his­to­ri­scher Post­kar­ten bele­gen die „Geschich­te unse­rer Umwelt“ und machen sie für den Leser sicht­bar.

Fazit: Zusam­men­hän­ge ver­ste­hen, Ent­wick­lun­gen beob­ach­ten – his­to­risch, öko­lo­gisch und politisch

Die Autoren (Vere­na Wini­war­ter – Pro­fes­so­rin für Umwelt­ge­schich­te, Hans-Rudolf Bork – Pro­fes­sor für Öko­sys­tem­for­schung) machen in „Geschich­te unse­rer Umwelt – 60 Rei­sen durch die Zeit“ Umwelt­ge­schich­te für inter­es­sier­te Leser ver­ständ­lich, erfahr­bar und nach­voll­zieh­bar. Es gibt einen Ein­blick in das For­schungs­ge­biet der Umwelt­ge­schich­te. Wenn man die 60 Geschich­ten liest, bekommt man mit der Zeit eine Vor­stel­lung von der Kom­ple­xi­tät des Zusam­men­spiels Mensch und Natur. Gleich­zei­tig wird deut­lich, wel­che Inter­es­sen und Moti­ve im Lau­fe der Geschich­te die Ein­grif­fe des Men­schen in sei­ne Umwelt, eine Rol­le spie­len. Das spie­gelt sich auch im Auf­bau des Buches. Da sind natür­lich wirt­schaft­li­che Inter­es­sen, die zu rück­sichts­lo­ser Aus­beu­tung der Umwelt füh­ren kön­nen. Aber auch poli­ti­sche Inter­es­sen haben einen star­ken Ein­fluss (wie bei der Begra­di­gung des Rheins, dem „Gro­ßen Sprung“ in China …).

Beim Anse­hen ein­zel­ner „Zeit­rei­sen“ in die Umwelt­ge­schich­te las­sen sich neue Zusam­men­hän­ge erken­nen und Ver­ständ­nis ent­wi­ckeln für Ereig­nis­se, die einen selbst betref­fen kön­nen oder die man vom Geschichts­un­ter­richt kennt. So erfuhr ich im Bericht „Mag­da­le­nen­hoch­was­ser“, dass das Hoch­was­ser 2002 und dann 2013, die mir noch gut in Erin­ne­rung sind, kei­ne „neue“ und „vor­über­ge­hen­de“ Natur­er­schei­nung waren, son­dern seit Jahr­hun­der­ten wie­der­keh­rend sind. Inter­es­sant ist, wie der Mensch damit umging und umgeht, um wei­te­re Hoch­was­ser­ka­ta­stro­phen zu ver­hin­dern. Was fällt Ihnen beim Stich­wort „Oster­in­seln“ ein? Die Autoren kor­ri­gie­ren hier die Geschich­te von den Rapa-Nui, die ihre Natur zer­stör­ten, son­dern die viel­mehr Wege fan­den in einer sich ver­än­dern­den Umwelt zu über­le­ben. Auch die Geschich­te des Vik­to­ria­barschs gehört in die Geschich­te unse­rer Umwelt. Auf­schluss­reich fand ich auch „Der bren­nen­de Fluss von Cleve­land“, wo Bil­der ver­gan­ge­ner Umwelt­ver­schmut­zung spä­ter von ande­ren Inter­es­sen­grup­pen genutzt wer­den. Das sind nur eini­ge weni­ge Beispiele.

Das Buch ist all­ge­mein ver­ständ­lich geschrie­ben und die kur­zen Ein­lei­tun­gen in die ein­zel­nen the­ma­ti­schen Ein­hei­ten geben einen guten Ein­stieg. Obwohl mich zunächst die Kür­ze der Geschich­ten (je 2 Sei­ten) ver­wun­der­te (ich wäre oft ger­ne tie­fer ein­ge­stie­gen), hat es den Vor­teil der Viel­falt, weckt Neu­gier­de und wird nie lang­wei­lig. Wer dann wirk­lich „tie­fer ein­stei­gen“ möch­te, fin­det im Anhang eine Fül­le von Lite­ra­tur­hin­wei­sen. Die far­bi­gen Abbil­dun­gen bele­gen die Geschich­ten, hel­fen beim Ver­ständ­nis der Abläu­fe und machen die Aus­wir­kun­gen der Umwelt­zer­stö­run­gen sicht­bar nach­voll­zieh­bar. Obwohl das Buch all­ge­mein ver­ständ­lich geschrie­ben ist, soll­te man einen Grund­stock an Fremd­wör­tern zur Ver­fü­gung haben (ansons­ten hilft Nachschlagen).

Mate­ri­al, Ver­ar­bei­tung, Bin­dung und Druck­qua­li­tät sind ein­wand­frei. Ein­zi­ges Man­ko beim Lesen war das For­mat. Ein Buch von fast 30 cm Sei­ten­hö­he lässt sich nicht über­all bequem lesen, da emp­feh­le ich einen Lesesessel.

Ich fand das Buch sehr inter­es­sant und span­nend und emp­feh­le es allen, die sich für das Zusam­men­wir­ken von Mensch und Natur, Umwelt­schutz und -poli­tik, Öko­lo­gie und Geschich­te etc. interessieren.